Selbst ist die Frau

Ein Spagat zwischen stark sein und um Hilfe bitten

In einer Welt, in der das Idealbild der modernen Frau oft von Unabhängigkeit, Stärke und Selbstbestimmtheit geprägt ist, scheint der Spruch „Selbst ist die Frau“ aktueller denn je. Doch was bedeutet dieser Ausdruck genau und wie wirkt er sich auf den Alltag vieler Frauen aus, die einen Balanceakt zwischen Stärke und Verwundbarkeit bewältigen müssen? In diesem Blogartikel wird beleuchtet, warum es für viele Frauen so schwer ist, um Hilfe zu bitten – insbesondere im Austausch mit anderen Frauen.

„Selbst ist die Frau“ – Herkunft und Bedeutung

„Selbst ist die Frau“ ist eine Abwandlung des ursprünglich männlich konnotierten Sprichworts „Selbst ist der Mann“, das auf den Wert der Eigenständigkeit und des Selbsthandelns abzielt. Im Kern bedeutet es, dass man sich nicht auf andere verlassen sollte, sondern sein Leben eigenverantwortlich in die Hand nimmt. Im Laufe der Zeit hat sich diese Redewendung gewandelt und wurde auf Frauen übertragen, um zu betonen, dass auch Frauen in der Lage sind, selbständig zu handeln, Entscheidungen zu treffen und Herausforderungen zu meistern – ohne die Hilfe eines Mannes oder anderer Personen zu benötigen.

Dieser Ausdruck passt in den Kontext der Emanzipationsbewegung, in der Frauen für Gleichberechtigung, berufliche Autonomie und gesellschaftliche Teilhabe kämpfen. „Selbst ist die Frau“ verkörpert den Geist der Unabhängigkeit und des Empowerments. Doch diese vermeintliche Freiheit bringt auch Herausforderungen mit sich, insbesondere, wenn es um das Thema Hilfe und Unterstützung geht.

Der Druck, immer stark zu sein

Die Erwartung an Frauen, alles alleine zu schaffen, ist tief in vielen von uns verankert. Von klein auf wurden Mädchen dazu ermutigt, stark und unabhängig zu sein, nicht zu viel zu fordern und ihre Gefühle im Zaum zu halten. In der Berufswelt sind es die Frauen, die als „Powerfrauen“ gelobt werden, wenn sie den Spagat zwischen Karriere, Familie und persönlichen Herausforderungen meistern – und das möglichst ohne Schwächen zu zeigen.

Das Streben nach Stärke hat jedoch seinen Preis. Viele Frauen kämpfen mit dem Druck, immer stark sein zu müssen, und fühlen sich, als dürften sie keine Schwächen oder Unsicherheiten zeigen. Sie gehen davon aus, dass das Bitten um Hilfe als Zeichen von Schwäche ausgelegt werden könnte – insbesondere, wenn es um Kindererziehung, Haushalt oder emotionale Belastungen geht. So entsteht der Kreislauf, in dem Frauen zwar Großes leisten, sich jedoch oft allein fühlen und es ihnen schwerfällt, die eigenen Bedürfnisse offen zu kommunizieren.

Warum fällt es Frauen schwer, sich anderen Frauen gegenüber zu öffnen?

Die Beziehung zwischen Frauen ist komplex und oft von gesellschaftlichen Erwartungen und Stereotypen geprägt. Während die Solidarität unter Frauen einen enormen Rückhalt bieten kann, gibt es leider auch Hindernisse, die den offenen Austausch erschweren:

1. Konkurrenzdenken und Perfektionismus: Viele Frauen haben das Gefühl, sich in einer Leistungsgesellschaft ständig beweisen zu müssen – sei es beruflich, als Mutter oder im sozialen Umfeld. Das führt dazu, dass sie sich in Konkurrenz zu anderen Frauen sehen. Das Eingestehen von Schwächen könnte als Versagen interpretiert werden, was viele davon abhält, sich offen und aufrichtig auszutauschen.

2. Scham und Schuldgefühle: Frauen meinen, alles im Griff haben zu müssen. Wer die Rolle nicht perfekt ausfüllt, fühlt sich schnell unzulänglich. Das Eingeständnis, Hilfe zu benötigen, kann von Scham begleitet sein, da es suggeriert, dass frau den eigenen oder gesellschaftlichen Erwartungen nicht gerecht wird. 

3. Die Angst vor Ablehnung oder Nicht-Verstanden-Werden: Die Sorge, von anderen Frauen abgewiesen oder nicht ernst genommen zu werden, spielt ebenfalls eine Rolle. Besonders in sensiblen Bereichen wie Mutterschaft, Beziehungsproblemen oder mentaler Gesundheit befürchten Frauen, dass andere sie verurteilen könnten, statt ihnen Unterstützung anzubieten.

All das wird paradoxerweise genau dadurch genährt, dass Frauen kaum über ihre Probleme reden und deshalb denken, wenn alle anderen das schaffen, dann schaffe ich das auch – sozusagen ein Teufelskreis.

Der Weg zu mehr Offenheit und Unterstützung

Um den Balanceakt zwischen Stärke und dem Bitten um Hilfe zu meistern, ist es wichtig, das Thema Verletzlichkeit und emotionale Offenheit neu zu denken. Hier einige Schritte, die Frauen dabei helfen können:

Verletzlichkeit als Stärke sehen
Schwäche zu zeigen und um Hilfe zu bitten, erfordert Mut. Es ist ein Zeichen dafür, dass die eigene Selbstreflexion vorhanden ist und jemand genau erkennt, wenn Unterstützung nötig ist. Dieser Perspektivwechsel kann helfen, die Angst vor dem Eingestehen von Schwächen zu überwinden.

Vertrauen in das eigene Netzwerk aufbauen
Der Austausch mit anderen Frauen kann unglaublich stärkend sein. Oftmals hilft es, sich bewusst auf den Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen zu konzentrieren und sich aktiv gegenseitig Unterstützung anzubieten. 
Folgende Frauennetzwerke in Leipzig, die ich selbst regelmäßig besuche, kann ich daher von Herzen zum Austausch und zur Erweiterung des eigenen Netzwerkes empfehlen:

    Auf gemeinsame Erfahrungen stützen
    Viele Frauen machen ähnliche Erfahrungen, sei es im Beruf, in der Familie oder im Umgang mit den eigenen Erwartungen. Diese gemeinsamen Erlebnisse bieten die Chance, sich gegenseitig zu stärken und voneinander zu lernen.

    Fazit

    Es ist wichtig zu erkennen, dass „Selbst ist die Frau“ nicht bedeuten muss, alles allein zu bewältigen. Stärke zeigt sich nicht nur in der Fähigkeit, Herausforderungen alleine zu meistern, sondern auch darin, sich Hilfe zu holen, wenn sie benötigt wird. Der Weg zu mehr Offenheit, insbesondere unter Frauen, führt über den Mut, sich selbst mit all seinen Facetten zu akzeptieren – auch mit den Schwächen. Nur so können wir gemeinsam ein Umfeld schaffen, in dem wir uns gegenseitig unterstützen, anstatt uns in unnötiger Konkurrenz oder Isolation zu verlieren.

    Du möchtest den Beitrag gern teilen?

    Nutze diese Buttons:

    NKM1

    Hola, ich bin Nannette!

    Als Coachin und Mentorin ermutige ich Frauen, sich für ihren beruflichen oder persönlichen Neuanfang klare  Ziele zu setzen und mit Freude an eine sinnvolle und selbstbestimmte Gestaltung ihres Lebens zu gehen.

    berufliche_neuorientierung

    Berufliche Neuorientierung

    Du möchtest dich beruflich verändern, weil du in deinem aktuellen Job keine Perspektive hast, dir der täglich gleiche Ablauf jegliche Energie raubt und du innerlich schon längst gekündigt hast?

    Lass uns gemeinsam herausfinden, wo du gerade stehst und was du beruflich verändern möchtest. Du gewinnst Klarheit, erhältst neue Perspektiven und die Motivation ins Handeln zu kommen.

    Powercall_Angebot

    Persönliche Neuausrichtung

    Dein Alltag ist zur Routine geworden. Das, was jahrelang gut für dich gelaufen ist, stellst du auf einmal in Frage. Du hast das Gefühl, als sei etwas auf der Strecke geblieben – als seist DU verloren gegangen?

    In meinem 1:1 Coaching unterstütze ich dich, wieder in Verbindung mit dir selbst zu gelangen und mit der daraus gewonnenen Klarheit deinen Veränderungsprozess nachhaltig zu meistern.

    Labyrinth

    Dein Weg in die Selbständigkeit

    Du möchtest dich selbstständig machen, um endlich deine eigenen Ideen zu verwirklichen und etwas Sinnstiftendes in die Welt zu bringen? Aber Unsicherheiten und Ängste bremsen dich immer wieder aus?

    Lass uns gemeinsam herausfinden, wie du deinen Weg in die Selbstständigkeit für dich passend gestalten kannst. Du gewinnst Klarheit über deine nächsten Schritte und findest den Mut, dein Business in die Tat umzusetzen.

    Nach oben scrollen