Und plötzlich ist es still, … die Tür fällt ins Schloss und wirkt wie ein Symbol für das Ende des gemeinsamen Lebensabschnittes mit deinem Kind. Im Grunde ist der Auszug von Geburt an klar, aber wirklich darauf vorbereitet sind wir nicht. Daher trifft es manche wie ein Schlag und sie geraten in eine Sinnkrise. Die gute Nachricht ist, du bist damit nicht allein und es gibt dafür sogar einen Namen – Empty Nest Syndrom.
Was ist das Empty Nest Syndrom?
Das Empty Nest Syndrom ist im Grunde alles, was mit dem Gefühlschaos rund um den Auszug des Kindes zu tun hat. Sozusagen der Übergang von der aktiven in die passive Mutterrolle, wobei der “plötzliche” Wegfall des aktiven Parts bei vielen Frauen eine emotionale Leere hinterlassen kann. Hinzu kommt, dass der Auszug der Kinder meist mit dem Einsetzen der Wechseljahre zusammenfällt, was das Wechselbad der Gefühle noch verstärken kann.
Das leere Nest bedingt eine große Umstellung der Lebensumstände, was sich auch emotional, psychisch und sozial auf die Mutter auswirkt. Mittlerweile gilt diese Zeit der gravierenden Veränderungen als normale Lebenskrise, die mit Traurigkeit, Einsamkeit, Verlassenheit und Ängsten einhergeht. Oftmals ist es nur eine Phase, die je nach Umgang damit bis zu zwei Jahre andauern kann.
Im Falle einer sich daraus entwickelnden Depression oder Abhängigkeitserkrankung ist jedoch eine Therapie angeraten. Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit oder Antriebslosigkeit sowie eine nicht enden wollende Traurigkeit sind ernstzunehmende Warnsignale.
Ursachen für das Empty Nest Syndrom
Die offensichtliche Ursache ist natürlich der Auszug des Kindes, der gefühlt erst einmal das gesamte Gefüge durcheinander bringt, was wiederum eine Auseinandersetzung mit der Situation und eine Neuordnung nach sich zieht.
→ Ende eines Lebensabschnittes
Das besondere am Ende dieses Lebensabschnittes ist, dass es für die Kinder der Anfang von etwas abenteuerlich anmutendem Neuen ist, etwas, was sie mehr oder weniger allein für sich erleben. Die Mutter jedoch bleibt im gewohnten Umfeld, indem sich das Fehlen der Kinder jeden Tag sehr deutlich zeigt. Der aktive Teil der Mutterrolle ist vorbei.
→ Wegfallen eines Lebensinhaltes
Auch wenn die Kinder mit zunehmendem Alter immer unabhängiger werden, so war der Alltag bisher geprägt von allem, was mit ihnen zu tun hatte. Das fällt beim Auszug der Kinder weg und führt zu einem Gefühl der Leere.
→ Veränderung
Das leere Nest führt nicht nur zu einer Neustrukturierung des Alltags und zum Entwickeln neuer Gewohnheiten. Gerade für Frauen bedeutet das mitunter eine anspruchsvolle und teilweise schmerzhafte Auseinandersetzung mit Themen wie: die neue Rolle als Frau, wenn die aktive Mutterrolle wegfällt, die Wechseljahre, das Älter werden und das Altern der eigenen Eltern.
→ Gefühl des Verlassen werden
Auch wenn es ein natürlicher Prozess ist, dass die Kinder ab einem bestimmten Alter ausziehen, fühlt sich dieser Ablöseprozess an, wie verlassen zu werden. Wir werden auf uns selbst zurückgeworfen, bleiben zurück, sind allein und vielleicht sogar einsam. Die gemeinsame Zeit ist vorbei und jetzt ist alles anders.
→ Sorge
Bis eben waren die Kinder noch zu Hause und wir konnten sie beschützen und Einfluss nehmen, wenn es notwendig war. Jetzt gehen sie ihren eigenen Weg, machen ihre eigenen Erfahrungen und übernehmen Verantwortung für ihr Leben. Da kommt natürlich die Frage auf, ob sie gut genug vorbereitet sind und das auch alles allein schaffen.
5 Tipps, wie du mit dem Empty Nest Syndrom umgehen kannst
Tipp 1: Nimm dir Zeit für Abschied und Trauer
Die Kinder ins eigene Leben ziehen zu lassen und von der gemeinsamen Zeit Abschied zu nehmen, bringt Schmerz und Trauer mit sich. Schau wie es in dir aussieht und höre in dich hinein: Wie geht es mir? Was passiert mit mir während mich das Empty Nest Syndrom packt? Was tut mir gut? Was ist hilfreich für mich?
Nimm dir Zeit für diesen Prozess und lass die Gefühle zu, sie sind ja sowieso da.
Hilfreich ist dabei, die vier Trauerphasen bewusst zu durchleben:
- Nicht-wahrhaben-Wollen: Gedanken an die Endgültigkeit des Auszugs und damit das Ende des gemeinsamen Lebensabschnittes werden verdrängt. Es gibt ja noch einiges hin und her zu räumen und der nächste Besuch ist auch schon geplant.
- Aufbrechende Emotionen: Der Gefühlscocktail fängt an zu wirken. Von Traurigkeit bis hin zu diversen Ängsten zeigt sich vielleicht auch Ärger, weil das Kind “schon so früh” ausgezogen ist.
- Suchen und Sich-Trennen: Hier findet z. B. ein Ausloten des regelmäßigen Kontakts statt. Wie viel Distanz schaffst du als Mutter zu wahren und wie viel Nähe brauchen die Kinder?
- Neuer Selbst- und Weltbezug: Die neue Realität wird akzeptiert und langsam kehrt innerer Frieden ein. Es beginnt die Zeit der eigenen Neuentdeckung und der Bewusstwerdung, was für einen selbst wieder möglich ist – es beginnt die Zeit für neue Projekte oder die Verwirklichung leicht verstaubter Träume.
Tipp 2: Mache dir die Veränderung bewusst
Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere oder besser gesagt, erst wenn eine Tür geschlossen wird, kann sich auch eine andere öffnen.
Nimm die Veränderung deiner Lebenssituation bewusst wahr und setze dich mit den neuen Gegebenheiten auseinander. Gib deiner Trauer den notwendigen Raum, sorge gut für deine Bedürfnisse und richte dich Schritt für Schritt in Richtung Neuanfang aus.
Wer willst du sein, wenn du nicht (aktiv) Mutter bist? Hast du noch Ziele, die du aus den Augen verloren hast und jetzt verwirklichen könntest? Möchtest du dich vielleicht noch einmal beruflich verändern?
Tipp 3: Nutze deinen neuen Freiraum und finde neue sinnstiftende Projekte
Eines der Projekte, welches viele Mütter wohl als erstes angehen, ist die Inanspruchnahme und Umgestaltung des Kinderzimmers. Ob Büro, Hobbyraum, Gästezimmer oder Rückzugsort, es findet sich bestimmt eine neue Verwendung für das leer stehende Zimmer. Die Umgestaltung kannst du ja auch mit deinem Kind absprechen, damit es sich nicht ganz so überrumpelt fühlt.
Nutze deinen neu gewonnenen Freiraum für dich, für all das, was du schon immer mal machen wolltest: schaffe dir ein neues Hobby, lerne eine Sprache oder Fotografieren, besuche Konzerte, Theater, Kunstausstellungen oder plane den nächsten Kurztrip. Stelle dich den Herausforderungen deines neuen Lebensabschnittes und gestalte ihn nach deinen Vorlieben.
Tipp 4: Schaffe dir neue Routinen
Der Alltag war bisher nach den Kindern ausgerichtet und nach deren Auszug hast du die Möglichkeit, dir deinen Tag nach deinem Rhythmus einzuteilen. Besinne dich wieder auf dich und deine Bedürfnisse und gönne dir Zeit für dich, was dir wiederum hilft, mit deinem Abschiedsschmerz und deiner Trauer umzugehen.
Vielleicht hast du jetzt die Möglichkeit, den Tag ruhiger zu beginnen und dir eine Morgenroutine zu schaffen. Vielleicht ergibt sich ein regelmäßiges Kaffee-Treffen mit Freundinnen oder du hast wieder mehr Zeit zum Lesen. Schau, was dir gut tut und richte deinen neuen Lebensabschnitt danach aus.
Tipp 5: Gib der Beziehung zu deinem Kind eine neue Qualität
Hier kommt wohl die Sache mit den Wurzeln und Flügeln in all ihrer Präsenz auf den Tisch. Den Kindern die Wurzeln zu geben, war definitiv der leichtere Teil. Doch jetzt kommen die Flügel dazu und damit auch deine Chance, der Beziehung zu deinem Kind eine neue Qualität zu geben. Dafür braucht es auf jeden Fall Klarheit über deinen Freiraum und den deines Kindes – ihr wechselt vom Zusammenleben zum sich gegenseitig besuchen und könnt einen regelmäßigen Kontakt aufbauen.
Meist verbessert sich die Mutter-Kind-Beziehung allein durch die räumliche Trennung. Der Alltagsstress innerhalb des ehemals gemeinsam bewohnten Zuhause fällt weg und Mütter und Kinder entscheiden sich, wann und wie sie Zeit miteinander verbringen.
Gib deinem Kind auch die Chance, eigene Entscheidungen zu treffen und eigene Fehler zu machen. Auch wenn du es noch so sehr beschützen willst, ab jetzt ist weniger mehr. Da hilft ein nicht gegebener “guter Rat” oftmals mehr als ein gegebener.
Fazit
Wenn die Kinder ausziehen, verändert sich viel für die Mutter. Der gemeinsame Lebensabschnitt mit dem Kind ist zu Ende und für Mütter und Kinder beginnt eine neue Zeit, die mit gemischten Gefühlen wahrgenommen wird. Es heißt loslassen und etwas Neues begrüßen, nahezu gleichzeitig.
Nimm dir Zeit für den Übergang, betrauere das Ablösen und sieh das leere Nest als Chance, das Beste aus deinem neuen Lebensabschnitt zu machen und ihn nach deinen Vorstellungen zu gestalten.
Ich möchte dir Mut machen, dich deiner neuen Herausforderung zu stellen und zeige dir einen Weg, wie du mit den Veränderungen, die ein leeres Nest mit sich bringt, umgehen kannst. Gern begleite ich dich bei deinem nächsten Schritt und unterstütze dich dabei, dir neue Ziele zu setzen und diese auch zu verwirklichen. Vereinbare gern ein Kennenlerngespräch und du bist der Neugestaltung deines neuen Lebensabschnittes schon einen Schritt näher.